Uniformen der Bergmusiker

Die Uniformen des Bergmusikkorps Saxonia Freiberg

Erst mit Beginn des 19. Jahrhunderts sorgte im Montanwesen die Marschmusik für den richtigen Schritt der Berg- und Hüttenparaden. Zuvor war die Zahl und Auswahl der Instrumente beschränkt. Teilweise behalf man sich mit Gesang oder dem gerollten Arschleder. Die Bergsänger hörte man auch während des Marschierens, musiziert wurde damals nie während der Paraden, sondern nur wenn diese zum Halt kamen.

Unter dem Oberberghauptmann Sigismund August Wolfgang Freiherr von Herder (1776 bis 1838) erfolgte ein noch nie dagewesener Aufschwung bergmännischer Musik in Freiberg und dem Erzgebirge. Seiner Initiative sind Liedgutsammlungen, die Schaffung des Singspiels „Der Bergmannsgruß“ (Musik August Ferdinand Anacker) und der verstärkte Einsatz von Russischen Hörnern zu verdanken. Nach seinem Tod und später mit der Beendigung des sächsischen Silberbergbaus kam die Bergmusik auch in Freiberg fast vollständig zum Erliegen. Kapellen, die bergmännische Musik weiter in ihrem Repertoire hatten, gab es aber immer wieder.

Als 1946 das Blasorchester der Bleierzgruben „Albert Funk“, welches ab 1961 als Betriebsorchester des Bergbau- und Hüttenkombinates „Albert Funk“ Freiberg fungierte, entstand, war der Grundstock für den Fortbestand der bergmännischen Musiktradition in Freiberg gelegt. Zu Beginn der 1980er Jahre wurde aus der Idee, die Freiberger Berg- und Hüttenparade anlässlich des 800-jährigen Stadtjubiläums wieder ins Leben zu rufen, Wirklichkeit. Die Musiker des Betriebsorchesters sollten für die musikalische Begleitung der Parade in entsprechende Uniformen eingekleidet werden.

Doch wie sollte diese Uniform aussehen? Die Uniformen der Berg- und Hüttenparade basieren auf gültigen Vorschriften aus der Zeit um 1855. Zu dieser Zeit gab es keine vom Oberbergamt geförderte Bergmusik und folglich keine entsprechenden Vorlagen. Deshalb entschieden sich die Verantwortlichen für einen Kompromiss und übernahmen Musikeruniformbestandteile aus dem Anfang des 19. Jahrhunderts und vereinigten diese mit den damaligen Offiziantenuniformen. Aus heutiger Sicht ein sehr guter Kompromiss! Auf diese Weise entstand eine Paradeuniform mit folgenden Bestandteilen:

Schachthut

  • Aus grünem, glattem Filz.
  • Sieben Zoll hoch in zylindrischer Gestalt.
  • Durchmesser durch die Kopfgröße bestimmt.
  • An der Oberkannte des Hutes befindet sich eine Einfassung in Form der doppelten fünfschartigen Meißner Mauerkrone, dargestellt aus goldener Tresse von ½ Zoll Breite.
  • Links am Hut ist die grün/weiße sächsische Nationalkokarde angebracht.
  • An der Frontseite des Hutes wird ein goldenes, gekröntes Wappenschild, das sächsische Wappen vor dem Hermelinmantel, getragen.
  • Den Hut ziert ein sieben Zoll hoher Federstutz, unten schwarz und oben rot.

Uniformjacke

  • Schwarze Puffjacke mit Armtour (schwarze Fransen) und schwarzem Stehkragen.
  • Über der Armtour ist der Stoff gepufft, genau wie hinten, in der Mitte und ab der Taille abwärts.
  • Aufschlagspatten sowie Ärmelaufschläge in rotem Samt.
  • Als Standesabzeichen tragen die Musiker an den Schultern die sogenannten Schwalbennester, welche schwarz und mit gestreifter, goldener Borte besetzt sind.
  • Hinten links und rechts der Taille befindet sich je eine Tasche. Diese sind mit dreispitzigen Klappen versehen.
  • An der Jacke sind insgesamt 23 goldene Knöpfe, verziert mit Schlägel und Eisen angebracht. Die großen Knöpfe haben einen Durchmesser von einem Zoll, die kleinen von 5/8 Zoll.
  • Die Jacke wird mit neun großen Knöpfen geschlossen, drei weitere große Knöpfe befinden sich jeweils links und rechts unterhalb der Spitzen der hinteren Taschen sowie links und rechts des Rückenpuffs.
  • Jeweils drei kleine Knöpfe sind auf den Aufschlagpatten an den Ärmeln angebracht, wovon nur zwei sichtbar sind (der dritte befindet sich unter dem Aufschlag).
  • Unter der Jacke wird eine schwarze Halsbinde zum Schutz des Kragens getragen. Sie ist aus weichem, weißem Leder, auf dem schwarze Pferdehaare aufgenäht sind, oder sie besteht einfach aus schwarzem, glänzendem Tuch.

Beinkleider

  • Weiße, enge Kniebundhosen.
  • Gamaschen, die mit jeweils neun kleinen Knöpfen an der Außenseite geschlossen werden.
  • Schwarze Lederschuhe und weiße Socken vervollständigen die Kleidung.
  • Zudem werden Arschleder, schwarz gefüttert und mit einer schwarzseidenen Goldschnur eingefasst, sowie Kniebügel getragen.

Die Uniform des Dirigenten weicht ein wenig ab.

  • Der Stehkragen der Jacke ist beim Dirigenten rot.
  • Die Kniebügel sind mit schwarz-goldener Schnur eingefasst.
    Insofern der Titel „Bergmusikmeister“ durch den Sächsischen Landesverband der Bergmanns-, Hütten- und Knappenvereine vergeben wurde, ist die Borte auf den Schwalbennestern gekreuzt.
  • Der Dirigent hat das Recht, einen Säbel zu tragen, ähnlich wie die Offizianten der Berg- und Hüttenparade. Schon Generationen von Dirigenten verzichten darauf, weil er sich beim Dirigieren als hinderlich erweist.

Beim ersten Aufzug 1986 trugen die Musiker zudem sogenannte Tzscherpertaschen in Höhe der Schnalle des Arschleders. Diese erwies sich aber bei tiefen Blechbläsern und Schlagzeugern als hinderlich und wurde seither nie wieder von den Musikern getragen.

Uniformen der Bergmusiker
Probe für die 800-Jahrfeier in der hist. Uniform
Uniformen der Bergmusiker
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